Entstehung eines Romans

Aller Anfang ist schwer?

 

Von wegen! Ich habe noch nie einen Roman vollkommen durchdacht zu schreiben begonnen. Um mal ein Beispiel für meine verdrehte Vorgehensweise zu liefern, orientiere ich mich in meinen Schilderungen von jetzt an immer an dem Roman „Maskerade des Todes“, weil dieser besonders eindrücklich schildert, wie mich ein Gedanke überkommt, nicht mehr losläßt und letztendlich dazu führt, dass ein ganzes Buch daraus entsteht.

Begonnen hat alles mit einer CD. Ich bekam sie geschenkt. Es war eine CD von Rondo Veneziano. Da ich diese Musik sehr liebe, zog ich mich an diesem Abend in meinen gemütlichen Ohrenbackensessel zurück, dämmte das Licht, setzte meine Kopfhörer auf und begann die CD entspannt mit geschlossenen Augen zu hören. Doch schon beim zweiten Titel war es mit der Ruhe zu Ende. Das Stück heißt „Casanova“ und schon die ersten Takte ließen ein buntes Farbenspiel an wunderschönen venezianischen Kostümen vor meinem inneren Auge entstehen. Doch damit nicht genug, die beschwingte Melodie ließ mich von anmutig tanzenden Menschen in Kostümen träumen. Zugleich vibrierte eine Spannung in mir und es baute sich eine geheimnisvolle Szene vor mir auf. Ein mysteriöser Fremder mitten auf dem Maskenball, er bewegt sich elegant zwischen den Gästen des Festes, wirkt in seinem beinahe unauffälligen Kostüm allein durch seine herausragende Gestalt und die Eleganz seiner Bewegungen doch äußerst auffällig. Jedoch nur auf mich, alle anderen scheinen ihn nicht wahrzunehmen. Und das obwohl er ihnen sehr nahe kommt, ja sogar hin und wieder beinahe eine Berührung mit seinen Händen vollzieht, sich jedoch immer kurz vor der Kontaktaufnahme zurückzieht und weiter durch die Reihen wandelt.

Diese Szene ließ mich an diesem Abend nicht mehr los. Lange nachdem die CD beendet war und ich mich in mein Bett gelegt hatte, drehten meine Gedanken sich immer noch unaufhörlich um diesen Tagtraum. Auch am nächsten Tag verfolgten mich die Bilder und ich begann zu überlegen, was der geheimnisvolle Fremde dort wohl mit seinen Händen angestellt hatte. Warum näherte er sich den Menschen, berührte sie dann jedoch niemals? War er auf der Suche nach Etwas oder Jemanden? War er ein geladener Gast? Und aus welchem Grund wurde dieser Maskenball überhaupt veranstaltet?

Es gesellte sich immer mehr Fragen hinzu. Wo findet der Ball statt? Wer könnte ein Gegenspieler des Fremden sein, ein Frau oder ein Mann? Ich entschied mich vorerst für eine Frau. Wie sollte sie sein? Auf keinen Fall eine Duckmäuserin, es mußte eine Frau mit Durchsetzungsvermögen sein, vielleicht hatte sie sogar einen für Frauen untypischen Beruf. Welchen? Detektivin! Es kamen immer mehr Details über die Frau hinzu. Aussehen, Charakter, Grund ihres Aufenthaltes auf dem Maskenball und schließlich kristallisierte sich eine Begegnung zwischen ihr und dem geheimnisvollen Fremden heraus.

Das erste Kapitel war in meinem Kopf bereits fertig geschrieben, ehe meine Finger auch nur das erste Mal eine Taste berührt hatten. Doch ich wollte nicht beginnen zu schreiben, ehe ich nicht wußte, was es mit dem Fremden auf sich hatte. Also hing ich bei jeder Gelegenheit meinen Tagträumen nach und wartete auf eine Eingebung. Plötzlich wurde es mir klar, er empfing Signale von den Menschen in deren Nähe er sich aufhielt, Signale eines nahen Todes. Er kann den Tod vorhersehen.

Wow, was für eine Idee!

Nun gab es kein Halten mehr, ich setzte mich vor meinen Computer, ließ „Casanova“ in der Dauerrepeatschleife ablaufen und schrieb was meine Finger hergaben. Innerhalb weniger Stunden stand das erste Kapitel schwarz auf weiß vor mir auf dem Bildschirm.

 

 

Demnächst mehr...

Recherchen sind viel schwieriger

 

Hatte sich der Anfang meines Romans „Maskerade des Todes“ noch erstaunlich einfach gestaltet, so stellte sich sehr schnell heraus, dass es nicht so leicht weitergehen würde. Von nun an musste ich mir einen ganzen Roman ausdenken. Die Grundidee stand, die Hauptcharaktere waren schnell erschaffen, aber wie sollte es weitergehen?

Also konzentrierte ich mich als allererstes auf das Ausfeilen der Charaktere. Meine Hauptdarstellerin Caitlin Napier entstand ganz nach meinem eigenen Geschmack. Ich gestaltete sie nach dem Vorbild der Frauen, die ich persönlich als angenehm und körperlich anziehend empfinde. Also eher der natürliche Typ.

Dann stellte ich ihr den männlichen Hauptakteur gegenüber. Ciaran war geboren. Er sollte das Sinnbild für einen unberechenbaren Schotten sein. Der Hintergrund zu seinem Charakter, war die Darstellung seiner Fähigkeit den Tod vorhersehen zu können. Ich konnte ihn nach meinen Vorstellungen formen, ihm ein Aussehen verleihen, dem ich selbst kaum widerstehen konnte und schrieb ihm meine Vorlieben geradezu auf den maßgeschneiderten Leib.

Schon taucht bei Euch wahrscheinlich die erste Frage auf. Wie kam Sie auf die Namen? Ganz einfach, indem ich im Internet recherchierte. Ich suchte gezielt nach schottischen Namen und auch Namen die aus dem keltischen Raum stammten. Recht schnell kristallisierte sich meine Begeisterung zu diesen beiden Namen heraus. Es war eher ein Zufall, dass sie beide mit C begannen, aber das störte mich auch nicht weiter. Also beließ ich es dabei und machte mich daran weitere Charaktere zu formen.

Bereits durch das Erfinden weiterer Darsteller gesellten sich immer neue Denkansätze zum Inhalt des Romans hinzu und ich notierte eifrig die Ideen auf meinem Diktiergerät. Die Geschichte entwickelte sich schnell und ich erkannte, dass es sich bei diesem Roman am Ende um einen mystischen Krimi handeln würde. Mir war sofort klar, dass ich damit die Möglichkeit erhielt Realität und Fiktion zu vermischen, was jedoch trotzdem eine Menge Recherchen erforderte.

Ich hatte beschlossen den Roman in Edinburgh anzusiedeln, also mußten Örtlichkeiten recherchiert werden. Das stellt in der heutigen Zeit ja zum Glück kein Problem mehr dar. Das Internet bietet mehr als genug Möglichkeiten um ganze Straßenzüge einzusehen, Grundrisse von Gebäuden zu erhalten, oder doch wenigstens die Fronten der Häuser betrachten zu können, um daraus einen Ansatzpunkt zu entwickeln oder eine gute Beschreibung liefern zu können. Außerdem nahm ich Einblick in alles was mit dem Tod zu tun hat und zog interessante Parallelen zu meinen eigenen Denkansätzen.

Nach dem ersten allzu leicht zu „Papier“ gebrachten Kapitel, zogen sich die Recherchen über mehrere Tage hin und am Ende gab es einen übervollen Ordner auf meinem Computer, der alles Nötige enthielt, um mich leichten Fußes durch meinen Roman zu tragen. Von da an griff ich auf meine Sammlung zurück wenn es zwischendurch hakte und baute systematisch das Skelett meiner Romanidee auf. Muskeln, Nervenstränge, Blutgefäße, Fleisch und Haut sollten sich dann nach und nach von selbst über diesen Rohbau legen.

 

 

Demnächst geht es weiter...

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